Bitte mehr Afrika! Gefühlt laufen täglich auf Arte, Phoenix & Co. Dokumentationen über das Ägypten der Pharaonen. Ansonsten ist die ­Geschichte Afrikas nur ein Thema, wenn es sich um die koloniale Vergangenheit dreht oder man wieder die Ursprünge der Menschheit beleuchtet. Aber wer hat jemals etwas von König Changamire Dombo gehört, der die Portugiesen das Fürchten lehrte? Oder wer kennt Ranavalona I., die Königin von Madagaskar? Sie lässt die „Bloody Mary“ von England wie eine bieder-­brave Kindergärtnerin erscheinen.

Vor allem die westafrikanischen Königreiche mussten den Vergleich mit ihren Pendants in Europa nicht fürchten. So schwärmte 1691 der portugiesische Kapitän Pinto von der Schönheit der Hauptstadt Benins, die Lissabon ebenbürtig sei, aber wesentlich sicherer. Die Kunstwerke Benins sind die in Bronze gegossenen Visitenkarten einer Hochkultur.

Der Kolonialismus brauchte angebliche Überlegenheit als Legitimation. Die kulturellen Leistungen der Afrikaner wurden auf das Exotische reduziert und waren lange Zeit kein Thema für ernsthafte akademische Studien. Es ist an der Zeit, Afrika seinen angemessenen Platz in der Weltgeschichte zu geben.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur

Themen dieser Ausgabe

Vom Schatten ins Licht
G/GESCHICHTE-Reporterin Christiane Flechtner begibt sich in Ghana auf die Spuren des Sklavenhandels

Der Brunnen am Rande der Wüste
Timbuktu, einst Hort arabischer Gelehrter, wird 2012 Opfer islamistischer Bücherstürmer

Blaue Krieger der Sahara
Die Frauen der Tuareg haben erstaunliche Rechte, ihre Männer sind bis heute gefürchtet

Der reichste Mann der Welt
Wie ein Märchen aus 1001 Nacht: Die legendäre Mekka-Fahrt von Malis Herrscher Mansa Musa

In Bronze gegossen
Ende des 16. Jahrhunderts kommen die ersten Europäer nach Benin City – und staunen

Tanzend Geister beschwören
Um den Voodoo-Kult ranken sich viele Gerüchte. Er gelangt mit Sklaven nach Brasilien und Kuba

Eine afrikanische Legende
Dank der Macht eines Stuhls wirft der König der Aschanti alle Feinde in den Staub

Das Reich des Kreuzes
Das äthiopische Aksum wird um 330 n. Chr. zum ersten christlichen Königreich der Welt

Äthiopische Kaiser
1270 begründet der Sohn einer Sklavin eine Dynastie, die das Land 700 Jahre regiert

Der Dandy und der Negus
Mit der Krönung von Kaiser Haile Selassie startet 1930 Evelyn Waughs Karriere als Schriftsteller

Sie segeln übers Meer bis China
Zu Beginn der Neuzeit erlebt die Kultur der Swahili ihre Blüte, der Fernhandel floriert

Sultane & Sklaven
Sansibar, gleich zweimal Kolonie und Drehscheibe von Menschen- wie von Elfenbeinhandel

Die grausame Königin
Die Herrschaft von Ranavalona I. wird für die Madegassen zu einer „Zeit der Finsternis“

König Salomons Minen
Die spektakuläre Ruinenstadt Groß-Simbabwe als Beispiel für die Hybris der Europäer

Das Öl des Magiers
Ein Viehhirte aus dem Clan der Changamire wird Staatsgründer und besiegt die Portugiesen

Rinder, Macht & Speere
König Shaka Zulu schmiedet ab 1820 an der Ostküste Südafrikas mit brutaler Härte ein Imperium

„Die Afrikaner brauchten uns Europäer nicht“
Interview mit Geschichtsforscher Prof. Andreas Eckert von der Humboldt-Universität Berlin