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Bayern

G/GESCHICHTE Porträt

Bayern – Fürsten, Rebellen und ein Märchenkönig

mit dem Wort „Oachkatzlschwoaf“ werden in Bayern gerne Neuankömmlinge getestet: Wer es klar und im richtigen Tempo ausspricht, gilt als willkommen. Auf Hochdeutsch bedeutet es übrigens Eichhörnchenschwanz. Ohne hier einen Offenbarungseid leisten zu wollen: Mir fällt immer noch die Aussprache des Begriffs „Zuagroaster“ schwer, womit ein Zugereister bezeichnet wird. Aber meine persönliche Erfahrung nach vielen Jahren in Bayern ist, dass man seinen einheimischen Freunden schon die allergrößte Freude bereitet, wenn man sich ernsthaft an solchen Worten versucht.

Einer, der sich mit allem Bayerischen auskennt, ist der Kabarettist Gerhard Polt, den wir in seinem Haus am Schliersee besucht haben: Polt führte uns nicht nur unterhaltsam in die Geheimnisse der bayerischen Sprache ein, die so lustvoll mit dem Irrealen spielt. Er berichtete auch, dass der Dialekt früher im Fernsehen alles andere als willkommen war: Es hieß, das verstehe doch keiner! Längst gelten Dialekte als fernsehtauglich, was man in Zeiten zunehmender Globalisierung einmal als überraschend empfinden darf.

Fast 1500 Jahre reicht die Geschichte dieses Staates zurück, der sich bis heute gerne und sicher wohlkalkuliert als eigenwillig, eben typisch bayerisch, in Szene setzt. Tatsächlich fallen historische Besonderheiten auf: Im Laufe der Zeiten änderten sich nicht nur die Grenzen und zugehörigen Territorien in hohem Maße. Noch faszinierender ist, wie das Zentrum des Landes von einer Stadt zur nächsten wechselte. Bevor etwa München erstmals urkundlich erwähnt wurde, weihten die Regensburger bereits ihre gewaltige Steinerne Brücke ein, die einst wie ein Weltwunder auf die Menschen gewirkt haben muss. Große Geschichte – Sie werden es in dieser Ausgabe erleben – spielte sich fast überall in Bayern ab.

Ihr

Dirk Liesemer
Redakteur

Eine Reise durchs alte Bayern
Um 1780 wandert der Aufklärer Johann Pezzl durch seine Heimat

Die Zeit der Dickschädel
Wie im Mittelalter aus einzelnen Stämmen die Bajuwaren werden

Endzeitstimmung
Um das Jahr 1000 fürchtet der Adel die Apokalypse, die Bauern kämpfen ums Überleben

Regensburger Weltwunder
Wie im 12. Jahrhundert die Steinerne Brücke entsteht

Ein Bayer als Kaiser
Ludwig IV. erlangt allerhöchste Würden und wird zum Mythos

Landshuter Hochzeit
Eines der größten Spektakel des Mittelalters

Kaiser, Kunst und Kommerz
Um 1500 steigt Nürnberg zur reichsten Stadt Bayerns auf

Erstaunliches Einigungswerk
Katholiken und Protestanten schließen in Augsburg Frieden

Dreißigjähriger Krieg
Die Schweden verwüsten Bayern

Bayerischer Barock
Kirchen und Schlösser erblühen in einer verspielten Architektur

Sendlinger Mordweihnacht 1705
Ein Heer von Bauern begehrt auf – und wird brutal niedergemetzelt

Plötzlich Königreich
Bayern läuft zu Napoleon über und wird belohnt

Im Biergarten
Warum Brauereien anfangs kein Bier im Freien anbieten dürfen

Athen an der Isar
Ludwig I. zaubert aus München eine Stadt nach antikem Vorbild

Eine verhängnisvolle Affäre
Die junge Tänzerin Lola Montez verdreht dem König den Kopf

Ludwig II.
Er träumt von Allmacht und baut märchenhafte Schlösser

Eine tödliche Karriere
Mathias Kneißl lebt und stirbt als Wilderer und Volksheld

Prinzregent Luitpold
Volkstümlich, sparsam, tatkräftig

Tragischer Komiker
Karl Valentin

Hitlers politische Heimat
Warum gelingt sein Aufstieg gerade in München und Bayern?

Laptop und Lederhose
Wie die CSU zur erfolgreichsten deutschen Partei wurde

Interview
Der Kabarettist Gerhard Polt über Besonderheiten des Dialekts

Weiß-blaue Wahrheiten
Maibaumklau, Lederhosen und andere heilige Dinge