Tolkiens Welt

G/GESCHICHTE Porträt

Der Herr der Mythen – J.R.R. Tolkien und seine Welt

Liebe Leserin, lieber Leser,

fast hätte J. R. R. Tolkien den Ersten Weltkrieg nicht überlebt. Einzig die Tatsache, dass er 1916 am sogenannten Grabenfieber erkrankte und in der Folge nach England zurückgeschickt wurde, rettete ihm wohl das Leben. Nahezu alle seine engsten Freunde hatten nicht so viel Glück. Sie starben für ihr Land inmitten des Infernos an der nordfranzösischen Front. Was wäre uns Fantasy-Fans entgangen, hätte Tolkien dasselbe furchtbare Schicksal ereilt? Gut, dass es anders kam.

Von dem Wort „tollkühn“ soll sich sein Familienname ableiten, so zumindest eine der Erklärungen zur Herkunft des Namens. Tollkühn sind vor allem die Helden, die er in seinen Epen kreierte. Tolkien selbst hingegen sehnte sich nach seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg wohl nach Ruhe. Als Professor für englische Philologie in Oxford lebte er zurück­gezogen, verreiste selten und rauchte gerne Pfeife – wie die von ihm geschaffenen Hobbits.

Tolkien liebte die nordische Mythologie. Die alten Sagen und Heldengeschichten habe er weiterverarbeitet und eine „Welt mit ungeheurer Tiefe“ geschaffen, erklärt Skandinavist Arnulf Krause im Interview ab Seite 78 im Heft. Bis heute zieht diese Welt Menschen in ihren Bann. Ob das auch der mit Spannung erwarteten Amazon-Serie „Die Ringe der Macht“, die am 2. September startet, gelingen wird? Ich lade Sie ein, lassen Sie sich in diesem Heft von der Magie und den Ursprüngen Mittelerdes mitreißen, lernen Sie den Mann hinter dem Epos kennen. Lassen Sie sich verzaubern – von Tolkiens fantastischer Welt.

Ihre

Sonja Nowack
Redakteur​in

Themen dieser Ausgabe

Von Zeichentrick bis Realfilm
Immer wieder wagen sich Mutige daran, den Mittelerde-Stoff zu verfilmen. Eine Übersicht

Zwischen Idylle und Industrie
Beschauliches Land vs. lautes Birmingham: Tolkiens Kindheit um 1900 ist voller Gegensätze

Die Gefährten
Seine unsterbliche Liebe zu Edith und ein loyaler Männerbund

Das Tor zur Hölle
Im Ersten Weltkrieg erlebt der junge Tolkien an der Front sein persönliches Mordor

Blutsommer an der Somme
Briten und Franzosen wollen 1916 die deutschen Stellungen durchbrechen. Es wird ein Fiasko

Vom Professor zum Erzähler
Eine Gutenachtgeschichte für seine Kinder macht Tolkien im Jahr 1937 zum Schriftsteller

Der Club der Literaten
Als Mitglied der „Inklings“ tauscht Tolkien sich in Oxford mit Gleichgesinnten aus

Hitler und Tolkien
Beide lieben die Mythologie, ziehen aber andere Schlüsse

Durchbruch per Raubdruck
Ein Streit macht den „Herrn der Ringe“ erst so richtig berühmt

Völker und Wesen
Von Hobbits über Elben bis Orks: Wer lebt alles in Tolkiens Welt?

Oh mein Gott!
In seinen Epen entwirft der gläubige Katholik eine grandiose Schöpfungsgeschichte

Die drei Zeitalter
Vom Erwachen der Elben über das Schmieden der Ringe bis zur Reise der Hobbits nach Mordor

Der Herr der Sprachen
Seine Geschichten erfindet der Autor aus Liebe zu Wörtern

Von Monstern und Männern
Wie das Heldengedicht „Beowulf“ Tolkien zum Drachen Smaug und den finsteren Orks inspiriert

Wagners „Ring des Nibelungen“ als Vorbild?
Ein Schatz, ein Drache und ein mächtiger Ring: Auffällige Parallelen, seltsames Dementi

Tolkiens Blick nach Norden
Die germanische Mythologie, festgehalten in der „Edda“, findet sich in Mittelerde wieder

Vater der modernen Fantasy
Von „Star Wars“ bis „Game of Thrones“: Wie Tolkien das Fantasy-Genre geprägt hat

Mittelerde am Niederrhein
Inmitten Tausender Fans: Ein Besuch der Tolkien-Tage 2022

„Tolkien hat einen eigenen Mythos geschaffen“
Arnulf Krause, Germanist und Skandinavist, erklärt die Faszination von Mittelerde

Donau

G/GESCHICHTE Porträt

Die Donau – 10 Länder, 1000 Geschichten

Liebe Leserin, lieber Leser,

betrachtet man eine Karte der Donau, scheinen alle Fragen beantwortet zu sein: Der Fluss entspringt im Schwarzwald, passiert zehn Länder, strömt ostwärts durch die vier Hauptstädte Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad, ehe er sich in einem riesigen, sumpfigen Delta ins Schwarze Meer ergießt. 2783 Kilometer ist die Donau lang, gemessen vom Zusammenfluss von Breg und Brigach – aber von der Quelle? Von welcher überhaupt? Da beginnen existenzielle Fragen, die – man glaubt es kaum – erst jüngst salomonisch entschieden wurden, wie unsere Autorin Isabella Huber im Heft ab Seite 20 berichtet.

Überhaupt ist das Abenteuer der Donau-Erkundung staunenswert. Während Amerika längst von Europäern besiedelt und selbst Australien schon gesichtet worden war, galten große Regionen entlang der mittleren und unteren Donau bis zum Ende des 17. Jahrhunderts als Terra incognita. Das änderten erst die so geduldigen wie präzisen Vermessungen des wagemutigen italienischen Offiziers Luigi Ferdinando Marsigli, wie Sie im Porträt über den Begründer der Donau-Forschung im Heft ab Seite 6 lesen können.

Dabei hat der Fluss früh Menschen angezogen. In der Steinzeit entstanden Zeugnisse erster Kulturen, später errichteten Griechen an der Mündung ihre Kolonien, die Römer nutzten den Strom als Grenze, ehe Kaufleute ihn als Handelsroute entdeckten und deutsche Auswanderer als günstigen Reiseweg in eine neue, vielversprechende Heimat auf dem Balkan. Trotz aller Zähmung ist der Fluss bis heute eines geblieben: unberechenbar. Oder wie man mit Ehrfurcht und Respekt mancherorts sagt: Die Donau gibt, die Donau nimmt.

Ihr

Dirk Liesemer
Redakteur​

Themen dieser Ausgabe

Graf Marsiglis geniale Karte
In den 1680er-Jahren vermisst der draufgängerische Italiener Luigi Ferdinando Marsigli den noch kaum bekannten Fluss

„Gegen den Strom“
BBC-Reporter Nick Thorpe über seine Reisen von der Mündung zur Quelle und zu vergessenen Orten

Die wahren Ursprünge
Wo denn nun die Quelle liegt, ist eine mehr als heikle Frage

Kastelle am nassen Limes
Die Römer gründen entlang der Donau erste Städte wie Regensburg, Linz und Carnuntum

Ein bayerisches Monument
Inmitten grandioser Natur baut Ludwig I. eine riesige Siegeshalle

Stadt an drei Flüssen
Passau leidet unter Hochwassern und profitiert vom Salzhandel

Mehr als leibeigene Bauern
Seit dem Mittelalter pflanzen die Wachauer begehrten Wein an

Die Donaumonarchie
„Sisi“ reist 1854 per Schiff zur Hochzeit in die Kaiserstadt Wien, wo sie Glanz und Elend erwarten

Bollwerke gegen die Fluten
Die Donau tritt oft über die Ufer, aber Wien wehrt sich erst spät

Plötzlich Königsstadt
Als der Sultan Ungarn erobert, steigt Bratislava auf

Ungarn-Aufstand 1848
Reform oder Revolution? In Budapest ringen zwei künftige Nationalhelden um den Weg

Elegantes Meisterwerk
Seit 1849 macht die Kettenbrücke Buda und Pest zu einer Metropole

Schlacht um Vukovar
Rasch soll die Stadt im Sommer 1991 besetzt werden, doch sie verteidigt sich wochenlang

Die Reise der Donauschwaben
Ab 1711 suchen hunderttausende Süddeutsche an der mittleren Donau eine neue, bessere Heimat

Angriff um Mitternacht
1717 attackiert Prinz Eugen das osmanische Belgrad und verdrängt die Besatzer vom Balkan

Deportationen ins Banat
Maria Theresia verstößt ab 1744 tausende Menschen in östliche Regionen

Rätselhafte Balkankulturen
In der Steinzeit schaffen Zivilisationen entlang der unteren Donau erstaunliche Kunstwerke

Antike Städte am Delta
An der Mündung leben einst Griechen und verbannte Römer

Die Schlangeninsel
Wo Achill seinen Frieden fand und heute wieder gekämpft wird

Fundstücke
Von der Donauwelle bis zum Friedhof der Vergessenen

Peter der Große

G/GESCHICHTE Porträt

Peter der Große – Zar, Zimmermann, Folterknecht

Liebe Leserin, lieber Leser,

zu meinen eindrucksvollsten Reisen zählt eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking über Irkutsk am Baikalsee nach Moskau. Unvergesslich sind die endlosen Birkenwälder Sibiriens, die fast drei Tage lang am Zugfenster vorbeizogen. Sie haben mich nicht nur innerlich enorm zur Ruhe kommen lassen, sondern mir auch vor Augen geführt, wie sehr sich die Ausmaße Russlands von denen unseres gedrängten Mitteleuropas unterscheiden.

Vielleicht geht mit großen räumlichen Dimensionen auch eine große zeitliche Dimension im Denken einher. Während wir Mitteleuropäer dazu neigen, hektisch immer neue Ziele anzu­visieren, ist die russische Geduld legendär. Peter der Große war zwar persönlich ein Mensch, dem man heute wohl Hyperaktivität diagnostizieren würde, aber er verfolgte konsequent langfristige Ziele, wie er bei der Modernisierung seines Landes und der Gründung von Sankt Petersburg bewies. Auch Russlands gegenwärtiger Staatslenker Wladimir Putin denkt in großen historischen Linien, wie Sie in diesem Heft im Interview mit der langjährigen Moskau-Kor­res­pondentin Katja Gloger lesen können.

Solch eine geschichtsbezogene Denkweise ist der europäischen Politik heute eher fremd. Das ist ein Fortschritt, wenn es darum geht, den historischen Ballast loszuwerden, der die Zusammenarbeit behindert. Eine kurzfristige Sicht kann aber auch dazu führen, dass man auf Dauer nicht wirklich vom Fleck kommt – so wie ein winziges Rauchteilchen bei der Brownschen Molekularbewegung: Es ruht zwar nie, aber flitzt nur ziellos im Zickzack hin und her.

Ihr

Dr. Christian Pantle
Chefredakteur​

Der Vielseitige
Hyperaktiv und Hobbyzahnarzt: Sechs kuriose Seiten Peters

Ein Zar wird Zimmermann
Peter arbeitet als Handwerker in den Niederlanden – nur mit dem Inkognito klappt es nicht so ganz

Unverletzt aus dem Inferno
Der Zarensohn übersteht einen Aufstand und muss über Tage hinweg ein Massaker mitansehen

Kriegsspiele in der Provinz
Fern vom Moskauer Hof übt sich der Jugendliche im Kampf. Aus dem Spiel wird bald Ernst

Ungeliebte erste Ehefrau
Jewdokija Lopuchina ist adlig, artig – und Peter ein Graus

Flotte gegen die Osmanen
Im Kampf um Asow erkennt der Zar: Ohne Kriegsschiffe kein Sieg

Zweites Ego: Folterknecht
Als die Strelizen gegen Peters Neuerungen rebellieren, rächt er sich in monatelangem Blutrausch

Alte Bärte abschneiden
Mode, Wirtschaft, Wissenschaft: Alles soll westlich werden

Noch weniger Freiheit
Den Leibeigenen geht es jetzt sogar schlechter als zuvor

Umbauen und neu gründen
Wichtige Reformen und was aus ihnen bis heute geworden ist

Duell der Titanen
Wem gehört die Ostsee? Der Zar fordert die Großmacht Schweden heraus – ein riskantes Wagnis

Geschätzter Generalissimus
Alexander Menschikow ist treu – und darf sich alles erlauben

Vorstoß in den Kaukasus
Teile Persiens erobern? Ein Versuch am Kaspischen Meer

Russland wächst
Heimliche Eroberung Sibiriens und andere Expansionen

Aus dem Sumpf geboren
Auf Pfählen und Gräbern wird Sankt Petersburg errichtet, um den Zugang zur Ostsee zu sichern

Einmal Leningrad und zurück
Vom Schicksal einer Stadt

Das Venedig des Nordens
Bauwerke, Kunst und die Weißen Nächte locken heute Touristen

Unglücklicher Thronfolger
Zarensohn Alexei enttäuscht Peter und stirbt den Foltertod

Eine Magd will nach oben
Vom Bauernmädchen zur Zarin: Peters zweite Frau Katharina

„Es gilt das Recht der Macht“
Katja Gloger, langjährige Moskau-Korrespondentin, über Russlands Politik von Peter bis Putin

August der Starke

G/GESCHICHTE Porträt

August der Starke – Sachsens Sonnenkönig

Für uns ist er August. Sachsens großer Kurfürst und Polens Wahlkönig hat verschiedene Namen getragen – je nach der Rolle, die er ausfüllte: Friedrich August I., August II., und nach seinem Tod kam „der Starke“ hinzu. Um Sie nicht unnötig zu verwirren, haben wir uns für einen entschieden: August. Was klingt da mit? Ein lustiger August? Ein dummer gar oder ein Grüß-August? Allzu oft gilt der Sachse heute als platter Feier-August. Er ist ein wenig zur Marke geworden, mit der sich werben lässt.

Da galt es, tiefer zu graben. So haben wir den Mann gefunden, der das Glück hatte, mit seinen kulturellen Vorlieben seinem Land den Stempel aufzudrücken. Der verschwenderisch mit seiner Kraft umging, solange er sie besaß, auch mit seiner Liebeskraft. Der ehrgeizig war bis zur Ruhmsucht und ein fürsorglicher Vater auch seiner nicht ehelichen Kinder. Prinzipien hatte er, solange sie ihm nützlich waren. Rechnen konnte er auch: Wenn er, was er nur zu gern tat, Geld ausgab, dann wohlüberlegt. Und das Militärische? Nun ja …

August hat sein Leben genossen, und Lebensfreude färbt anscheinend ab. Über August zu schreiben hat ihnen besonders Spaß gemacht, das haben uns mehrere Autoren dieses Heftes gesagt. Wir freuen uns, wenn Sie es beim Lesen spüren.

Ihre

Dr. Christiane Schlüter
Redakteurin

Einmal quer durch Europa
Nach einer Affäre mit Mamas Hoffräulein wird der 17-jährige August auf Grand Tour geschickt

Lasst die Party beginnen!
Am kursächsischen Hof zu Dresden lernt der junge Kurprinz früh, wie man repräsentiert

Plötzlich Kurfürst
Der ältere Bruder stirbt, August wird Herrscher. Und er heiratet

Ewig Ärger mit den Ständen
August will absolutistisch herrschen, doch der Adel duldet keinen Sonnenkönig

Feldherr ohne viel Fortüne
Der Sachse als Oberbefehlshaber im Großen Türkenkrieg

Königreich zu verkaufen
Gelegenheit zum Aufstieg: In Polen wird der Thron frei

Polens Adel entscheidet
Wer in Warschau regiert, bestimmen die Magnaten

Die Schwächen des Starken
Der Sachse tritt den Großen Nordischen Krieg los und gerät dabei an seine Grenzen

Großmacht-Träume
August blickt nach Wien und bringt seinen Sohn in Stellung

Kronprinz und Kanaille
In Dresden erlebt Preußens Friedrich II. unvergessliche Tage. Danach hasst er die Sachsen

Der ehrgeizige Macher
Straßenbau und Wissenschaft: Sachsen wird umgekrempelt

Sächsischer Herkules
August feiert oft und inszeniert sich in antiken Rollen. Denn alle Welt soll auf sein Land schauen

Der Fürst fängt Feuer
Die Ehe ist früh am Ende. Aber es gibt ja genug schöne Frauen, allen voran die ehrgeizige Gräfin Cosel

Die Mätressen und ihre Kinder
Ein Karussell in Bildern

Goldener Käfig für weißes Gold
Ein Alchemist soll Gold erschaffen – und erfindet das Porzellan neu

Staunt über diese Schätze!
August liebt Kunst und Kunsthandwerk. Seine Sammlungen sind bis heute eine Attraktion

Sächsisches Versailles
Nicht alles wird fertig. Doch der Zwinger und so manches Schloss begründen das Elbflorenz

Abschied von der Bühne
Der Kurfürst-König stirbt, wie er gelebt hat: Mutig und entschlossen

„Liebling der Klatschspalten“
Der sächsische Historiker André Thieme über den Mythos August

Anekdoten
Eine erotische Wette, aufgeputzte Vögel und eine Hochstaplerin

Das Ruhrgebiet

G/GESCHICHTE Porträt

Das Ruhrgebiet – Deutschlands eisernes Herz

„Woanders is auch scheiße!“, lautet eine recht rüde Liebeserklärung an das Ruhrgebiet. Die Sprache der Menschen im Revier ist selten elegant, oft eine grammatikalische Grausamkeit, aber immer ehrlich. Wer im Bergwerk oder am Hochofen arbeitet, sagt, was Sache ist; für Labertaschen ist nur Platz an der Theke in der Eckkneipe. Und wer zu viel Blödsinn verzapft, macht sich schnell zum „Heiopei“. Der farbenprächtige Dialekt zwischen Duisburg und Dortmund ist ein Produkt der industriellen Revolution, als Westfalen, Rheinländer und Polen als Malocher an die Ruhr kamen. Bis heute sind daher Vertreter des Bürgertums beflissentlich bemüht, reines Hochdeutsch zu sprechen.

„Eine wunderbare Symphonie von Transmissionen, Pfeiftönen und Hammerschlägen“, schwärmt der Komponist Ravel, als er 1905 Duisburg erlebt. Die proletarische Perspektive ist anders: Die Arbeitsbedingungen in den Zechen und Hüttenwerken sind die Hölle, der Lohn bescheiden, und Hoffnung stiftet oft nur der Fusel. Wie paradiesisch erscheint die Welt der Arbeiter ein halbes Jahrhundert später: Spitzenlöhne, Mitbestimmung und ganz viel Zukunft.

Mit dem Wirtschaftswunder kommt die Lebensfreude: eine komfortable Wohnung, Auto und Urlaub. Der Stehplatz auf Schalke ist gesichert, und für ein Pils und eine Currywust „anne Bude“ ist immer ein Heiermann (5 DM) im Portemonnaie. Diese goldenen Tage sind vorbei. Die toten Zechen sind zu Industriedenkmälern versteinert, und nur noch in Duisburg brennen die Hochhöfen. Kann sich das Revier neu erfinden, oder heißt es endgültig: „Schicht im Schacht“?

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur

Das Leben der Bergleute
Es war hart, aber schenkte Stolz. Stimmen aus einer verlorenen Welt

Hansestadt Dortmund
Eine brisante Fehde soll die Reichsstadt in die Schranken weisen

Mächtige Frauen
Die Essener Äbtissinnen steigen zu Fürstinnen des Reiches auf

Herzog Wahnsinn
Johann Wilhelm und der ­Untergang von Jülich-Kleve-Berg

Aufbruch in eine neue Epoche
Mit den Preußen kommt der Fortschritt an Rhein und Ruhr

Die Krupp-Dynastie
Waffenschmiede des Reiches

Im Zeichen des Kleeblatts
Der Ire Mulvany revolutioniert den deutschen Bergbau

Rheinhafen für die Welt
Erfolgsstory Duisburg-Ruhrort

Vom Mut der kleinen Leute
Im Schatten der Schlote vegetieren die Arbeiter in Armut und Elend. Mit einem Streik kommt die Hoffnung

Ruhrbesetzung
1923 marschieren Franzosen und Belgier ins Revier ein

Arbeitsfront und Bombenkrieg
1943 beginnt die Luftschlacht über der Ruhr: 360 britische Bomber greifen Essen an

Gegen das Böse
Journalist, Widerstandskämpfer und Seliger: Nikolaus Groß

Der Pott kocht
Goldene Zeiten! Der Stahlboom beschert Konsum und Kultur

Die Gastarbeiter kommen
Bullenkloster und Heimweh

Die Route der Industriekultur
Wege in die Vergangenheit

Chronik der Leidenschaften
Borussia Dortmund, Schalke 04 und über ein Jahrhundert Fußball

Hier bin ich Mensch
Lokaltermin in der durstigen Biermetropole Dortmund

Kulturgeschichte der Trinkhallen
Dorfplatz der Großstadt

Humor aus dem Kohlenpott
Jürgen von Manger alias Tegtmeier

Schimanski ermittelt
Hommage an den legendären Tatort-Kommissar aus Duisburg

Der Nil

G/GESCHICHTE Porträt

Der Nil – Fluss der Mysterien und Strom der Geschichte

Als schönstes Wasser der Welt besingt der Dichter Euripides den Nil. Für die Menschen der Antike ist Nilus ein großzügiger Gott, der sein Füllhorn über Ägypten ausschüttet. Sein Hochwasser bringt nicht Tod und Zerstörung, sondern spendet segensreichen Schlamm für überreiche Ernten.

Im Sudan wechselt der Nil sein Geschlecht und wird zu Nyakae, einer Göttin der südlichen Hirtenvölker. Opfergaben wie Bier, Tabak oder Ziegen sollen das Wasserwesen in Krokodilgestalt gnädig stimmen. Am Anfang der Tage, so der Glaube, lebten alle Menschen im Schoß der Nyakae.

Der Blaue Nil in Äthiopien ist ein Strom der Spiritualität. Fast 1700 Jahre erhoben sich hier die Throne christlicher Könige. Und selbst die Jahre der sozialistischen Diktatur konnten das Feuer des Glaubens nicht löschen. Bis heute singen die Mönche der Inselklöster im Tanasee ihre Gebete, und Gläubige pilgern zu den Felsenkirchen von Lalibela, dem „Neuen Jerusalem“.

Im Osten Afrikas legt der Fluss das Fell der Sphinx an – wird majestätisch und zugleich gefährlich. Wer das uralte Rätsel seiner Quelle lösen wollte, spielte stets mit seinem Leben. In den strahlenden Wassern des Victoriasees spiegelt sich die paradiesische Natur Afrikas wider, aber auch das Leid von Sklaverei, Krieg und Diktatur. Der ewige Nil hat Jahrtausende der Geschichte durchflossen und dabei unendlich viele Tragödien und Triumphe erlebt.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur

Mondberge und Männerliebe
Die Pygmäen von Pompeji und ein Kaiser auf Kreuzfahrt. Der Nil als Fluss antiker Träume

Das Geschenk des Nils
Reiche Ernten, prachtvolle ­Bauten und Feste für die Götter. Die Hochkultur der Pharaonen erblüht im Schlamm des Stroms

Sultane des Schwertes
Die Mamluken. Wie aus Sklaven gefürchtete Herrscher wurden

Im Schatten der Pyramiden
Desaster und zugleich Triumph: Napoleons Ägyptenfeldzug

Ein Tempel wandert
Die Rettung von Abu Simbel

Schwarze Pharaonen
Die Schatzkammer von Meroe und das vergessene Königreich der Kuschiten

Ausgrabung im Sudan
Der Archäologe Pawel Wolf über das antike Leben in Kusch

Der Gottesstaat
Die Rebellion des Mahdi und General Gordons tragischer Kampf um Khartum

Blutige Vergeltung
Winston Churchill reitet in der britischen Strafexpedition gegen die Derwische

Ochsenlieder & Kalaschnikow
Das kriegerische Hirtenvolk der Dinka im Südsudan

Salomos Erben
Die Spur der Bundeslade und legendäre Priesterkönige. Der ewige Mythos Äthiopien 

Held oder Hochstapler?
Die abessinischen Abenteuer des Schotten James Bruce

Der letzte Kaiser
Haile Selassie und der Freiheitskampf gegen Mussolini

Schwarzes Elfenbein
Sklavenhandel, Sansibar und die Karawanen der Tränen

Afrikanisches Abenteuer
Volles Risiko! Richard F. Burton und John Hanning Speke auf der Suche nach der Nilquelle

Aller Anfang ist ein Rätsel
Der Ursprung des Stroms

Glanz und Elend
Ein Lokaltermin im Königreich von Buganda

Die alte deutsche Dame
Das kaiserliche Schiff „Goetzen“ auf dem Tanganjikasee

Clown ohne Gnade
Ugandas Diktator Idi Amin