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G/GESCHICHTE vor Ort

Ausstellung „VorZeiten“ in Mainz eröffnet

800 000 Jahre Geschichte: Am 21. Mai eröffnete im Landesmuseum in Mainz die Landesausstellung „VorZeiten – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“. G/GESCHICHTE hat die Präsentation vorab besucht und bietet erste Eindrücke.

Neandertalerschädel, GDKE

Ein Highlight der Ausstellung: Ein 170 000 Jahre alter Schädel eines Neandertalers, gefunden in der Vulkaneifel | © GDKE, Landesarchäologie Koblenz, W. Baumann

Rheinland-Pfalz feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass zeigt das Landesmuseum Mainz mit der Ausstellung „VorZeiten“ Fundstücke, die zwar 800 000 Jahre Menschheitsgeschichte umspannen, aber alle in den vergangenen 70 Jahren von Archäologen des Landes entdeckt und bearbeitet wurden. Den Machern der Ausstellung ist es gelungen, die Schaustücke durchdacht auszuwählen und durch einen überzeugenden roten Faden in Zusammenhang zu stellen: Der Fokus liegt auf der Region als Durchzugsgebiet, in dem es zu einem intensiven interkulturellem Austausch kam.

Geschichten statt Highlights

Bei einer inhaltlichen Spanne von der Steinzeit bis zum Zweiten Weltkrieg könnte man sich als Besucher erschlagen fühlen. Doch statt einfach nur eine Fülle der schönsten Schaustücke zu präsentieren, wollte der Kurator der Ausstellung, Richard Bersch, Geschichten erzählen, die die archäologischen Funde in ihrem Kontext zeigen. Dazu gehören zum Beispiel die Knochenreste und Werkzeuge aus dem rätselhaften Ritualort Herxheim, die auf Kannibalismus schließen lassen, deren genaue Bedeutung jedoch noch ungeklärt ist.

Eine übersichtliche Raumaufteilung hilft dem Besucher, beim Gang durch die Epochen nicht den Überblick zu verlieren, während die Beleuchtung für Erlebnischarakter sorgt: Gleich zu Beginn des Rundgangs fühlt man sich in die Tiefsee versetzt und bekommt einen Gliederfüßler zu sehen, der mithilfe eines 3D-Druckers angefertigt wurde.

Selten zu sehen

Die Ausstellung will auch die Arbeit der Archäolgen in den Mittelpunkt rücken und ihre Methoden zeigen anstatt nur die Schaustücke als Endergebnis. So präsentiert sie zum Beispiel Teile des spätantiken Schatzes von Rülzheim, darunter ein beeindruckender Reiseklappstuhl. Wegen einer Raubgrabung 2013 konnten die Archäologen die Objekte jedoch teilweise nicht richtig einordnen.

Ein Highlight der Ausstellung ist der bisher älteste Fund eines menschlichen Schädels in Rheinland-Pfalz, zugleich der wahrscheinlich älteste Schädelfund eines klassischen Neandertalers in Europa (Abbildung oben). Er stammt aus einer Kratermulde der Wannenvulkane bei Ochtendung nahe Koblenz, die die Neandertaler als Lager- und Rastplatz bei der Jagd auf Fellnashörner, Mammuts, Antilopen und Pferde nutzten, und diente als Schale.

Kreatives für Kinder

Unter freiem Himmel im Innehof des Mainzer Landesmuseums können Besucher selbst zu Archäologen werden und ihre Arbeitsmethoden ausprobieren, auch bei schlechtem Wetter. Für Kinder hat die Ausstellung ebenfalls viel zu bieten: Sie können beim Rundgang Punkte sammeln und erhalten dafür hinterher eine Knochenperle. Außerdem können sie bei einem zweiten Besuch Dinge mitbringen, die sie selbst gerne ausstellen würden und die dann tatsächlich in einem eigenen Bereich gezeigt werden.

Die Texte zur Ausstellung, die noch bis 29. Oktober 2017 läuft, sind auch in leichter Sprache erhältlich. Mehr über „VorZeiten“ erfahren Sie in der G/Geschichte-Ausgabe 8/2017 (ab dem 21. Juli am Kiosk erhältlich).

Sabine Sättler

 

Zuletzt geändert: 18.5.2017