Seit dem 11. Juli läuft „Führer und Verführer“ im Kino. Ein lehrreicher Film über die Macht von Manipulation.
von Sonja Nowack
Wissen Sie, wie Adolf Hitlers Stimme klingt, wenn er nicht auf einer großen Bühne spricht? Nein? Überraschung: Ziemlich bodenständig, ohne großes Drama und (logisch) mit österreichischem Akzent. Mit einer heimlichen Audio-Aufnahme von Hitler beginnt der Film „Führer und Verführer“ des Regisseurs Joachim A. Lang. Die meisten von uns hätten seine Stimme da wohl nicht erkannt. Ein Aha-Erlebnis, das zeigt, wie sehr unser Bild von Hitler von seinen inszenierten Auftritten geprägt ist. Der Mann hinter der PR-Strategie: Joseph Goebbels.
Der Film blickt hinter die Kulissen ins Innere der Macht und zeigt die Perspektive der Täter in den Jahren 1938 bis 1945. Im Fokus stehen die Mechanismen der Manipulation und die große Frage: Wie schaffte es Goebbels, die Deutschen auf den bevorstehenden Krieg einzustimmen und den Judenhass voranzutreiben? Wichtig und richtig ist, dass auch die Perspektive der Opfer nicht zu kurz kommt. Hierzu gibt es zwischendrin immer wieder bewegende Aussagen von Holocaust-Überlebenden wie Margot Friedländer. Clever auch die Zwischenschnitte zu historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und die Verbindung zu Szenen aus dem Film. Während Robert Stadlober Goebbels überzeugend spielt, gelingt Fritz Karls Darstellung als Hitler nicht immer. Dennoch ein Meisterwerk.
Zeitsprung Pictures/ SWR 2024, 135 Min., ab 12 Jahre, ab 11. Juli im Kino
Filmtrailer: