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Alles nur ein Spiel?

Das neue Buch „[K]ein Kinderspiel“ macht deutlich, wie sich die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und das Wachstum der Städte im Spielzeug widerspiegeln.

von Sonja Nowack

Manchmal sind es die kleinen Dinge, in denen sich die großen zeithistorischen Zusammenhänge wiederfinden. Gerade in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Gesellschaft rasant durch die Erfindung der Eisenbahn, die Elektrifizierung der Städte und die Maschinenproduktion. Wie sichtbar diese gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auch im Kinderzimmer waren, zeigen die Autoren Christian Arpasi und Andreas Bödecker im Buch „[K]ein Kinderspiel. Spielzeug als Spiegel der Industrialisierung“.

Vermischung von Spiel und Realität

Spielzeug trifft Realität: Elektrische Straßenbeleuchtung in Berlin und eine Bogenlaterne für Modell­eisenbahnen.

Ein Highlight ist die Illustration: Immer wieder werden Spielzeuge, Modelle und Figuren in zeitgenössische Ansichtskarten eingefügt (siehe Bild rechts). Eine clevere Idee, denn das verdeutlicht die damalige Vermischung von Spiel und Realität. Die Dimensionen der Industrialisierung veranschaulichen zahlreiche Grafiken. Hier erfährt man etwa, dass Deutschland 1913 die Hälfte des globalen Spielzeugs produzierte. Nicht zu kurz kommt aber auch die andere Seite: Nicht jeder Haushalt konnte sich Spielzeug leisten. Das und die bedrückende Kinderarbeit während der Industrialisierung arbeitet Bödecker in Aufsätzen im zweiten Teil des Werkes auf.

Bebraverlag 2021, 256 Seiten, 250 Abbildungen, € 20,–