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Macht und Mosaike

Die Stadt ist der Leuchtturm in der Dunkelheit der Epoche der Völkerwanderung. In ihrer Monografie „Ravenna“ schildert die Byzantinistin Judith Herrin die Geschichte von Kaiser Konstantin bis Karl dem Großen.

von Klaus Hillingmeier

Als „Heilige Stadt“ pries der Dichter Oscar Wilde das norditalienische Ravenna an. Die goldene Geschichte beginnt im frühen 5. Jahrhundert, als die weströmischen Kaiser ihre Residenz an die Adria verlegten. Der Flottenstützpunkt auf einer Halbinsel bot Schutz vor den Stürmen der Völkerwanderung, die die alten Machtzentren Rom und Mailand bedrohten. Was als Provisorium begann, avancierte zum Zentrum der frühchristlichen Architektur und Kunst.

In ihrer Monografie „Ravenna“ schildert die Byzantinistin Judith Herrin die Geschichte der Stadt von Kaiser Konstantin bis Karl dem Großen. Kompetent und zugleich allgemeinverständlich gelingt es der Britin, die radikalen politischen und religiösen Brüche dieser Epoche zwischen Spätantike und Frühmittelalter zu verdeutlichen. Spiegel des Wandels sind Ravennas Mosaiken, die von herausragenden Herrscherfiguren wie Gotenkönig Theoderich, Kaiser Justinian und seiner Gemahlin Theodora berichten. Bis zum Einfall der Langobarden blieb Ravenna eine Exklave Ostroms auf italienischem Boden. Neben den klugen Texten überzeugen auch die Bildtafeln.

wbg Theiss 2022, 640 S., € 39,–

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