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Am eigenen Leib erlebt, erfahren, erlitten

Ungeschönt und sehr persönlich: Ein Lehrer lässt Zeitzeugen in einem neuen Buch vom Zweiten Weltkrieg erzählen.

von Andrea Schmidt-Forth

Am Ostersonntag 1945 wird Walter Günther unfreiwillig nach England verschifft. Kurz vor Kriegsende geht es für den jungen Fallschirmjäger in Gefangenschaft. Im Lager, einer stillgelegten Baumwollspinnerei, trifft er nicht nur auf unverbesserlich an den Endsieg glaubende Kameraden, sondern er wird von den Briten mit Filmmaterial aus deutschen Konzentrationslagern konfrontiert. „Das war schlimm, schlimm, ganz schlimm. Da hab’ ich mich geschämt“, erzählt er 72 Jahre später hochbetagt gegenüber Clemens Reinders. Der, ein Lehrer für Kunst und Sozialwissenschaften am Niederrhein, schreibt Günthers Bericht wortwörtlich auf, ungeschönt und ohne zu werten.

Zeitdokument und Mahnung

So wie die Erlebnisse von Mia Blazy, die als Schwesternhelferin im Emmericher Feldlazarett Schwerverletzte versorgte: „Sie starben bei uns wie die Fliegen“. 25 Menschen kommen in „Zeitzeugen 1939 – 1945“ zu Wort. Reinders sagt: „Mich fasziniert, zu erfahren, was Leute am eigenen Leib erfahren, erlebt, erlitten haben.“ Das Resultat ist zugleich wichtiges Zeitdokument und Mahnung: Nie wieder Krieg!

Agenda 2024, 288 S., viele meist private Fotos, € 23,90