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Video aufgetaucht

Doppelagent Philby hielt Seminar für Stasi

Er machte Karriere beim MI6 und diente gleichzeitig dem KGB. 1963 floh Kim Philby nach Moskau. Ein nun aufgetauchtes Video zeigt: Auch die Stasi wollte von Philby lernen.

Während des Kalten Krieges lieferten sich westliche Geheimdienste und der KGB ein Spionageduell (Symbolbild). | © Istockphoto.com/tomloel

1963 verschwand Kim Philby, hochrangiger Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI6 von der Bildfläche. Wie sich herausstellte, arbeitete der Spion auch für den KGB. Die BBC hat in den Berliner Stasiarchiven nun ein Video entdeckt, das ihn bei einem Seminar der Staatssicherheit zeigt.

Informationen in der Aktentasche geschmuggelt

Neben dem ostdeutschen Geheimdienstchef Markus Wolf sitzend, berichtet Philby in einem Vortrag von seinem erfolgreichen Status als Doppelspion für die Sowjetunion.

Der Agent widerspricht im Video dem Bild vom Secret Intelligence Service als einer Organisation von mythischer Effizienz. Stattdessen behauptet er: „Jeden Abend bin ich nach Hause gegangen mit einer großen Aktentasche voll von Berichten. Ich übergab sie meinem sowjetischen Kontakt, und am nächsten Morgen bekam ich sie zurück, nachdem der Inhalt fotografiert worden war. Ich habe sie dann frühmorgens zurück an ihren Platz gebracht. Das habe ich jahrein, jahraus so gemacht.“ So zitiert die Rheinische Post aus dem Video.

Ausgebildet an der angesehenen Westminster School in London und an der Universität von Cambridge, galt Philby als einer der aussichtvollsten Agenten im MI6. 1946 erhielt er sogar den Order of the British Empire, von König George VI. Manche sahen in ihm den nächsten Chef des MI6.

Philby gerät unter Verdacht

Nach seinem Verschwinden wurde sein Status als Doppelspion aber offensichtlich. Schon zu Studienzeiten in Cambridge soll Philiby mit vier anderen Männer vom sowjetischen Geheimdienst angeworben worden sein. Als „Cambridge Five“ versorgten sie den KGB während des Zweiten Weltkrieges mit Informationen. Zwei von seinen Komplizen, Guy Burgess und Donald McClean, flohen 1951 nach Moskau. Auch Philby geriet in den Verdacht ein Doppelagent zu sein, wurde aber nicht offiziell enttarnt.

Vorbild für le Carrés Spionageroman

1963 wuchs der Druck auf Geheimdienstmann. Er verschwand jedoch rechtzeitig von seinem Haus in Beirut in Richtung Sowjetunion. Den Fall des Eisernen Vorhangs erlebte Philby nicht mehr. Er starb 1988 in Moskau.

Die Affäre um Kim Philby hinterließ ihre Spuren auch in der Populärkultur. So soll etwa John le Carrés Roman „Dame, König, As, Spion“ von den „Cambridge Five“ inspiriert worden sein.

Joshua Stein, CR

Zuletzt geändert: 05.04.2016