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Camp Joffre bei Rivesaltes

Ein Lager wird zum Memorium

In einem Militärlager am Fuße der Pyrenäen, in dem sich auf besondere Weise die neuere Geschichte Frankreichs widergespiegelt hat, ist eine Gedenkstätte für die Menschen eröffnet worden, die dort gelitten haben oder auch starben.

Camp Joffré

Das ehemalige Lager beherbergt jetzt eine Gedenkstätte und ein Dokumentationszentrum. | © Kevin Dolmaire

Das „Camp Joffre“ bei Rivesaltes im Département Pyrénées-Orientales, das später den Namen der Weinbaugemeinde trug, war 1939 als Militärlager errichtet worden, wurde aber bald zur Umsetzung des Gesetzes über die Internierung „unerwünschter Ausländer“ genutzt. Dies waren zunächst Flüchtlinge des Spanischen Bürgerkriegs und Angehörige der dort kämpfenden Internationalen Brigaden. Nach der Kapitulation Frankreichs im Jahr 1940 und der Teilung des Landes in ein deutsches Besatzungsgebiet und in ein „Freies Frankreich“, nutzte die Hitler-hörige Vichy-Regierung das Lager zur Internierung von Zigeunern und Juden, die von den Deutschen abgeschoben worden waren. Über 2000 der in Rivesaltes festgehaltenen Juden endeten in den Vernichtungslagern.

Auch deutsche Kriegsgefangene waren in dem Lager

Als die Deutschen Vichy-Frankreich besetzten, wurde das Lager wieder als Kaserne für die Küstenverteidigung genutzt; deutsche Soldaten fanden sich ab 1944 als Kriegsgefangene in Rivesaltes wieder, unter sehr harschen Bedingungen. Erst 1948 wurden die letzten Deutschen freigelassen. Das Lager wurde erneut Militärkaserne und Gefangenenlager für Angehörige der FLN, der „Nationalen Befreiungsfront“, die gegen die Entlassung Algeriens in die Unabhängigkeit kämpften. Ihnen folgten „Harkis“ und ihre Familien – einheimische algerische Hilfstruppen, die für Frankreich gekämpft hatten. Weitere Gruppen von ehemaligen Helfern der sich auflösenden Kolonialzeit kamen später aus Guinea, Senegal oder der Elfenbeinküste nach Rivesaltes.

Pyrénées-Orientales (66) Musée mémorial du camp d'internement de Rivesaltes. Chantier F.Fondeville pour la région Languedoc-Roussillon. Architecte Rudy Rucciotti (Bandol)

Eine Luftaufnahme der Gedenkstätte | © M. Hédelin/Region Languedoc-Roussillon.

Das Département hat 1998 von der Armee einen Block des Lagers erworben und Zug um Zug in eine Gedenkstätte und ein Dokumentationszentrum umgewandelt, in dem die Schicksale der Lagerinsassen verfolgt werden können. Das vollendete Memorium ist nun für die Öffentlichkeit zugängig.

Franz Metzger

 

Zuletzt geändert: 7.12.2015