Es bewegt sich doch

In Ingolstadt wurde das erste Auto der Welt nachgebaut und tatsächlich zum Laufen gebracht. Konstruiert hat das Vehikel 1675 Ferdinand Verbiest.

von Michael Feldhoff

Er hat kein Dach, kein Lenkrad, drei Räder und nur einen winzigen Motor. Der Benz Patent Motorwagen von 1886 gilt als das erste Auto der Welt mit Verbrennungsmotor. Aber Carl Benz war nicht der Erste, der ein Automobil erfunden hat. Ferdinand Verbiest, ein flämischer Tüftler und Jesuitenpater, konstruierte schon 1675 ein selbstbewegendes Vehikel. Das Gefährt war 60 Zentimeter lang, 30 Zentimeter breit und hatte zwei Achsen mit vier Rädern. Ein fünftes Rad diente zum Lenken, ähnlich einem Schiffsruder. Damit fahren konnte man natürlich nicht. Verbiest ging es um den Beweis, dass das Prinzip des „Selbstbewegers“ mit Dampf funktioniert.

Reise in die Technikgeschichte

Der Missionar, der seit 1660 in China lebte, zeigte seine Erfindung sogar dem chinesischen Kaiser. Trotzdem schaffte sein Gefährt es nie in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Nun aber befasste sich der Historiker Gerd Treffer vom Audi Konfuzius Institut Ingolstadt mit der Biografie Verbiests und fand eine alte Beschreibung von dessen kleinem Wagen. Im einem Gemeinschaftsprojekt probierten Schüler sowie Studenten und Forscher der Technischen Hochschule Ingolstadt dann aus, ob sich das Fahrzeug vor fast 350 Jahren tatsächlich fortbewegen konnte. Sie bauten es anhand der Beschreibungen mit passenden Hölzern nach und experimentierten mit dem Druck und der Wassermenge. Gleich der erste Anlauf glückte, der Beweis wurde erbracht: Das Objekt kann sich selbst mit Wasserdampf fortbewegen. Trotzdem wird die Geschichtsschreibung über das erste Automobil jetzt nicht verändert werden.