G/GESCHICHTE Mai 2024
Aufbruch in die Neuzeit –
Renaissance in Deutschland
Liebe Leserin, lieber Leser,
was war das für eine Zeitenwende! Am Ende des Mittelalters strömen revolutionäre Gedanken von Italien über die Alpen. Künstler und Gelehrte stellen den Menschen in den Mittelpunkt, entdecken die Antike neu, erforschen die Natur und den Globus. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es war: Im fernen Westen wird eine Neue Welt entdeckt, die Erde ist nicht mehr das Zentrum des Universums, und ein Mönch namens Martin Luther erschüttert die katholische Kirche. Viele Reichsstädte springen gerne auf den Reformationszug auf – auch, um sich (finanziell) von den Ketten Roms zu lösen. Aber ist den damaligen Menschen überhaupt klar, dass sie in einer Zeitenwende leben?
Die Renaissance ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Kunsthistoriker wie Jacob Burckhardt prägen den Begriff und meinen damit im Rückblick eine Epoche, die voller Umwälzungen und Unwägbarkeiten steckt. Dabei ist die Renaissance ein Ergebnis der Propagandaschlacht der Mächtigen, die sich mit Hilfe von Malern und Musikern profilieren wollen, wie der Geschichtsprofessor Volker Reinhardt in seinem Essay auf Seite 62 schildert.
Es wird ein Siegeszug der Wissenschaft. Deutschlands Aufbruch in die Neuzeit war möglich, weil Menschen mit revolutionären Ideen, Erkenntnissen und Gedanken den Weg ebnen, seien es Luthers Reformation, Huttens Humanismus oder Gutenbergs Buchdruck. Insofern ist die Renaissance auch ein Plädoyer für den Mut, vermeintlich gesichertes Wissen zu hinterfragen und offen für Neues zu bleiben. In diesem Sinne: Bleiben Sie uns gewogen und weiterhin neugierig.
Ihre
Sonja Nowack
Redakteurin
Themen dieser Ausgabe
Wiedergeburt der Antike
Wie die Renaissance von Italien aus um 1500 nach Norden dringt
Die Entdeckung Amerikas
Andere Nationen haben große Seefahrer, aber ein Deutscher wird Namensgeber
Ein Ritter als Humanist
Ulrich von Hutten kämpft ab 1518 für Freiheit und Gerechtigkeit
Kopernikanische Wende
Ein deutscher Astronom wetteifert 1614 mit Galileo Galilei
Kirchenrebell Martin Luther
Vom Mönch zum Papstgegner: Wie der Mann aus Wittenberg das Christentum erschüttert
Der Bauernkrieg
1524/25 rebelliert auch das Volk
Hilfloser Weltherrscher
Karl V. gebietet von Deutschland bis Südamerika, aber auch er kann die Reformatoren nicht stoppen
Schmalkaldischer Krieg
1546/47 siegt Karl V. über die Protestanten und verliert trotzdem
Ein Kloster blüht auf
Wie Flüchtlinge in Frankenthal ab 1562 für einen Boom sorgen
Eine Revolution in Mainz
Johannes Gutenberg erfindet 1450 den Buchdruck. Es folgt eine Wissensexplosion wie nie zuvor
Superstar Albrecht Dürer
Der größte deutsche Renaissance-Maler ist genialer Selbstdarsteller
Ein Baustil erobert das Land
Neue Schlösser und Rathäuser von München über Torgau bis Bremen
Ein Begriff, viele Deutungen
Der Geschichtsprofessor Volker Reinhardt klärt über Mythen rund um die Renaissance auf
Weitere Themen
Blickpunkt: 75 Jahre Berliner Luftbrücke
Rosinenbomber gegen Stalin
Serie: Gefährliche Liebschaften
Bonnie und Clyde
Geschichte im Alltag
Spielautomaten
Porträt
Eduard Zimmermann