Untersuchungen an Skeletten aus dem 14. Jahrhundert haben ergeben, dass die Syphilis doch nicht erst nach der Wiederentdeckung Amerikas nach Europa eingeschleppt wurde.
Medizinhistoriker haben schon länger daran gezweifelt, dass die „Franzosenkrankheit“ tatsächlich aus Amerika nach Europa kam und dann über Spanien und Neapel von Seeleuten und Söldnern verbreitet wurde. Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien haben nun an Skeletten, die auf dem Domplatz von St.Pölten in Niederösterreich ausgegraben wurden und aus der Zeit zwischen 1320 und 1390 stammen, Veränderungen identifizieren können, wie sie für die kongenitale Syphilis typisch sind. Hierbei wird die Infektion von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen.
Nach Kolumbus gab es vermutlich einen neuen Erreger
„Wir konnten die sogenannten Hutchinson-Zähne sowie die Maulbeer- oder Knospenform bei Mahlzähnen nachweisen, die für die Syphilis charakteristisch sind“, erklären die Wissenschaftler Fabian Kanz und Karl Goldschmidt in ihrem jetzt publizierten Fachartikel. Mit den hochspezialisierten Methoden des Knochenfeinschliffs und der Proteomik (Erforschung der Proteine) hoffen die Experten nun auch, die DNA des Syphilis-Erregers erforschen und näher definieren zu können. Denn auch wenn die Syphilis in Europa virulent war, bleibt das Phänomen, dass sich ein vermutlich neuer und aggressiverer Stamm des Krankheitserregers nach 1493 sehr schnell und mit verheerenden Folgen ausbreitete.
Franz Metzger
Zuletzt geändert: 26.11.2015