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Altes Ägypten

„Rezept“ für Mumifizierung entdeckt

Archäologen der University of York haben bei der Untersuchung einer Mumie herausgefunden, wie diese präpariert wurde. Daraus leiten sie nun ein „Rezept“ ab.

Ägyptische Mumien sind oft nach Tausenden Jahren noch gut erhalten. Liegt das am „Rezept“?, Symbolfoto | © istockphoto.com/dbvirago

Der junge Mann starb vor mehr als 5000 Jahren (3700-3500 v. Chr.). Doch sein Körper ist noch gut erhalten: Die Mumie, des bei seinem Tod etwa 20 bis 30-Jährigen, liegt heute im Ägyptischen Museum Turin. Nun wurden die sterblichen Überreste forensisch untersucht.

Dabei entdeckte der Archäologe Stephen Buckley von der University of York Substanzen, die exemplarisch für die Mumifizierungspraxis im Alten Ägypten stehen (denn auch deutlich jüngere Mumien wurden auf die selbe Art präpariert).

Die Forscher leiten folgendes „Rezept“ ab. Man nehme:

  • Pflanzenöl (wahrscheinlich Sesamöl)
  • Pflanzen- oder Wurzelextrakt (etwa von Rohrkolben)
  • Pflanzenbasierter Kleber, also ein natürlicher Zucker (vermutlich aus Akazie)
  • Harz von einem Nadelgehölz (wahrscheinlich Kieferharz)

Zentral ist dabei das Harz welches, mit dem Öl vermischt, antibakteriell wirkt und den Leichnam so ideal vor dem Verfall schützt.

Neue Erkenntnisse über Geschichte der Mumifizierung

Bislang war man in der Forschung davon ausgegangen, dass „Mumifizierung generell vermutlich um 2600 v. Chr. anfing – als die großen Pyramiden gebaut wurden“, so Buckley gegenüber der BBC.

Es gebe aber Hinweise, dass diese Art der Konservierung von Körpern schon früher als zu diesem Zeitpunkt anfing, fügte Buckley hinzu.

Deshalb entschieden sich die Archäologen dazu, die deutlich ältere Mumie aus dem Turiner Museum zu untersuchen, da diese niemals nachträgliche Konservierungsbehandlungen erhalten hatte, die das Ergebnis verfälschen hätten können.

Totenkonservierung als Identitätsmerkmal

Dass die Pharaonen rund 2000 Jahre später auf die gleiche Art und Weise präpariert wurden, bedeute, dass es eine Art von pan-ägyptischer Identität lange vor der Entstehung des weltweit ersten Nationalstaates in 3100 v. Chr. gegeben habe, so Buckley weiter, und:

„Ägyptische Mumifizierung stand im Zentrum ihrer Kultur“, so Buckley. „Das Jenseits war nur eine Fortsetzung, das Leben zu genießen. Aber es war erforderlich, dass der Körper erhalten blieb, damit der Geist einen Ort zum Verweilen hatte.“

Doch die Einbalsamierung alleine, reichte dazu nicht aus. Um den Leichnam zu konservieren, war eine Reihe von weiteren Schritten nötig, wie die BBC zusammenfasste:

Zurück zum „Rezept“: Mehr als nur eine Prise Salz

  • Entfernung des Gehirns
  • Entfernung der inneren Organe
  • Trocknung des Körpers in Salz
  • Einbalsamierung mit dem Harz-Öl-Gemisch
  • Umhüllung des Körpers mit Leinentüchern

Durch diesen Prozess entstanden die ikonischen ägyptischen Mumien, wie sie noch heute bekannt sind: mysteriös wirkende, in Stoffbahnen gewickelte Körper.

 

Katharina Behmer

Zuletzt geändert: 20.08.2018