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1900 Jahre alter Fund

Waffenversteck in Tropfsteinhöhle

Durch Zufall sind israelische Archäologen auf ein ganzes Depot Römerschwerter gestoßen.

von Michael Feldhoff

Forscher bewundern vor Ort eines der entdeckten Schwerter. Bild: Israel Antiquities Authority

Asaf Gayer und sein Forschungsteam von der Universität Ariel im Westjordanland sind zurück in der Einöde. Vor Kurzem erst kraxelten sie die Berge hinauf, die sich oberhalb des Toten Meeres erstrecken, um in einer Tropfsteinhöhle alte Graffiti zu untersuchen. Diesmal ist auch ein Fotograf dabei, der Bilder mit einer professionellen Multispektralkamera machen will. Alle Personen sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn plötzlich entdecken die Forscher in einem schmalen Spalt hoch oben in der Höhlenwand etwas Ungewöhnliches: Sie ziehen das Pilum (Wurfspeer) eines römischen Legionärs heraus – und wissen noch nicht, dass sie Zeuge eines dramatischen Teils der jüdischen Geschichte werden.

Überbleibsel des Bar-Kochba-Aufstands

In beängstigender Höhe bietet die Höhle den Blick aufs Tote Meer. | Bild: Israel Antiquities Authority

Kurz darauf finden sie in einer fast unzugänglichen Nachbarnische auch vier versteckte Eisenschwerter. Drei haben eine 60 bis 65 Zentimeter lange Klinge, die als sogenannte Spatha-Modelle zur Standardausrüstung römischer Soldaten zählten. Das vierte Schwert hat eine 45 Zentimeter lange Klinge, ein römisches Kurzschwert. Alle Waffen stecken noch in ihren gut erhaltenen Holzscheiden. Die Analyse ergibt, dass sie rund 1900 Jahre alt sind, aus der Zeit zwischen 70 und 135 n. Chr. stammen.

Jüdische Rebellen haben sie vermutlich während des Bar-Kochba-Aufstands von den römischen Besatzern erbeutet und heimlich in der Tropfsteinhöhle aufbewahrt. Simon bar Kochba war der Anführer des gescheiterten Aufstands von 132 bis 135, der gemeinhin als dritter jüdischer Krieg bezeichnet wird. Die Forscher glauben, dass die Höhle von den Rebellen als Unterkunft und Versteck genutzt wurde.

 

Ein weiteres Römerschwert, das in der Höhle deponiert wurde. | Bild: Israel Antiquities Authority