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Die perfekten Maße fürs Orgelspiel

Nuklearmediziner hatten schon Johann Sebastian Bachs Hände vermessen. Jetzt untersuchten sie auch die Füße des Virtuosen – mit erstaunlichen Ergebnissen.

von Michael Feldhoff

Bei Bach maß der Abstand zwischen kleinem Finger und Daumen exorbitante 26 Zentimeter. | Bild: Wikimedia

Er war nicht nur ein begnadeter Komponist, sondern auch ein schwieriger Charakter. So landet der „Godfather“ des Barock 1717 wegen Halsstarrigkeit hinter Gittern. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die neuesten Erkenntnisse über ihn im Fachblatt „Archiv für Kriminologie“ publiziert wurden. Dort heißt es: „Er war ein Langfinger mit kleinen Füßen“.

Andreas Otte, Nuklearmediziner an der Hochschule Offenburg, ist Wiederholungstäter. Schon 2018 hat er Fingerknochen von Bach vermessen. Ergebnis: Der nur 1,67 Meter große Virtuose hatte Riesenpranken, mit denen er den großen Tastenabstand an der Orgel einhändig betätigen konnte – Bach war in der Lage, zwölf Tonstufen zu greifen.

Mit Größe 41 zielsicher zutreten

Jetzt hat Otte die Füße des Ausnahmemusikers näher untersucht, und wieder hat er auf die Abbildung von Bachs Skelett zurückgegriffen, die 1895 angefertigt worden war, nachdem ein Kirchenumbau die Exhumierung notwendig gemacht hatte. Zwar fehlten Zehen, aber mithilfe digitaler Analyse konnte Otte die Schuhgröße 41 ermitteln. Ziemlich klein angesichts der ungewöhnlich großen Hände, dafür aber Orgelspiel-Gardemaß: Schmale Füße wie die von Bach treffen exakt die Pedale am Boden. Wären seine Füße genauso groß wie seine Hände gewesen, hätte er mehrere Pedale gleichzeitig gedrückt. Unklar ist, welche Schuhe Bach für sein virtuoses Spiel verwendete. Trug er festes Schuhwerk und spielte nur mit der Spitze, oder zog er relativ weiche Schuhe mit hohen Absätzen vor? Oder spielte er auch schlicht barfuß?