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Wien

G/GESCHICHTE Porträt

Wien – Glanz und Tragödien der Kaiserstadt

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein wenig neidisch blickt man ja doch nach Wien – dort zu leben wäre zweifellos eine schöne Sache. Wer die Metropole kennt, und sei es nur durch einen Kurztrip, wundert sich nicht, dass sie vom britischen „Economist“ auch in diesem Jahr auf den ersten Platz der lebenswertesten Städte der Welt gewählt wurde. Unter anderem aufgrund ihres einzigartigen Angebotes an Kultur und Unterhaltung. Aber all die unter uns, die nicht dort leben, können ja träumen und die Stadt zuweilen bereisen!

Dabei musste Wien einige Unglücke und Katastrophen überstehen, auch wenn man das kaum mehr sieht, schon gar nicht auf den ersten Blick. Lange Zeit setzten der Stadt Feuer und Donauhochwasser zu, gleich zweimal standen zudem die Osmanen vor ihren Toren, wie mein Kollege Frederik Seeler ab Seite 30 erzählt. Und zuletzt, am Ende des Zweiten Weltkriegs, zerstörten Luftangriffe ein Fünftel der Stadt. Aber verglichen mit anderen Metropolen in Mitteleuropa hat Wien in den vergangenen neun Jahrhunderten einiges Glück gehabt.

Heute strahlt Österreichs Hauptstadt fast wie zu ihrer besten Zeit. Damals, im frühen 20. Jahrhundert, war sie mit ihren zwei Millionen Menschen die fünftgrößte Stadt der Welt – und ganz sicher das vibrierende kulturelle Zentrum Europas, weshalb wir denn auch den Schwerpunkt dieses Heftes auf ebenjene glanzvollen Jahre der Belle Époque gelegt haben.

Viel Freude wünscht

Dirk Liesemer
Redakteur

Themen dieser Ausgabe

Witziges über Wien
Schnitzel, Sachertorte und Opernball: Was die Stadt so l(i)ebenswert macht

Goldrausch der Moderne
Jugendstil, Prachtbauten und Endzeitstimmung: Wien auf dem Höhepunkt um 1900

Mit Erpressung zum Erfolg
Wiens Aufstieg beginnt 1130 mit den Babenbergern und der Entführung Richard Löwenherz’

Universität Wien
Fast wäre das Projekt gescheitert

Halten die Stadtmauern?
1529 und 1683 belagern die Türken Wien. Seither werden die legendären Abwehrkämpfe oft politisch instrumentalisiert

Aufgeklärte Absolutistin
Maria Theresia regiert ab 1740. Die Habsburgerin bekommt 16 Kinder, führt Kriege und modernisiert ihr Reich

Wunderkind am Wiener Hof
Wie Mozart die habsburgische Familie verzaubert

Tanz und Diplomatie
Auf dem Wiener Kongress 1814 verhandeln die Mächtigen Europas neue Ordnung

Das ungleiche Paar
Er ein konservativer Workaholic, sie ein reiselustiger Freigeist: Franz Joseph und seine Sisi

Pionierjahre der Prachtstraße
Staatsoper, Museen, Burgtheater: 1860 beginnt der Bau der prestigeträchtigen Ringstraße

Gottesacker der Superlative
Busverkehr, Rehe und begrabene Promis: der Zentralfriedhof

Juden an der Donau
Mal toleriert, oft bedroht

Mehr als Kaffeeklatsch
Um die Jahrhundertwende trifft sich im Café Größenwahn die Zukunft der Wiener Literatur

Der umstrittene Macher
Karl Lueger – erfolgreicher Bürgermeister und Antisemit

Das rote Jahrzehnt
Ab 1919 prägen Sozialdemokraten die Stadt. Aber alte Konflikte flammen auf

Faschisten gegen Hitler
Erst schaffen sie die Demokratie ab, dann wehren sich die Austro­faschisten gegen den „Anschluss“ an Nazideutschland – vergeblich

Hochburg der Agenten
Im Kalten Krieg beschäftigen Geheimdienste in Wien Tausende Spitzel und Spione