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Aufschlussreicher Aquädukt

Neros Regierungszeit aus Klimaperspektive

Reste eines Aquädukts in der antiken Hafenstadt Patara geben Aufschluss über das Klima zur Zeit des römischen Kaisers Nero.

JGM

Blick auf die Delikkemer-Siphonbrücke des Patara-Aquädukts | © Cornelis Passchier/Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Patara, gelegen im Südwesten der heutigen Türkei, war in der Antike eine bedeutende Hafenstadt. Immer wieder finden Archäologen hier Überreste von römischen Bauten wie Bädern, Theatern und Getreidespeichern. Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben jetzt ein Aquädukt untersucht, das nach ihren Berechnungen im Winter 51/52 eingeweiht und durch ein Erdbeben im Jahr 68 teilweise zerstört wurde, wie der Infodienst Wissenschaft berichtet. Dabei haben sie sich vor allem auf die Kalkablagerungen in Bruchstücken der Wasserrohre konzentriert und festgestellt, dass im Verlauf von 17 Jahren auf eine warme und eher feuchte Phase eine kühlere und trockenere Zeit folgte. Denn an Kalkablagerungen lassen sich Veränderungen in der Wassertemperatur, Verdunstung, Schüttung und Zusammensetzung ablesen. „Der Aquädukt liefert uns Daten über die tatsächlichen klimatischen Bedingungen, die das Schicksal des Römischen Reiches mit bestimmt haben“, sagt Prof. Dr. Cornelis Passchier von der JGU, der die Untersuchungen geleitet hat.

Rom kämpfte mit wiederholten Hungersnöten

Der Aquädukt, der Patara mit Wasser aus einer Quelle in den Bergen versorgte, fügt sich laut den Wissenschaftlern der JGU in das Bild der Strategien, mit denen das Römische Reich auf Hungersnöte reagierte. Er wurde gebaut, als die Stadt zu einem wichtigen Ort wurde, um Rom mit Getreide aus Ägypten zu versorgen. Nero trat das Amt des Kaisers im Oktober 54 an, also nur wenige Jahre nach der vermutlichen Einweihung des Aquädukts, und regierte bis zum Juni 68, dem Jahr seiner teilweisen Zerstörung durch ein Erdbeben. Eine genauere Kenntnis des Klimas zu seiner Zeit könnte auch deshalb interessant sein, weil neuere Forschungsansätze zu Nero betonen, dass er sich nicht von einem „guten“ zu einem „schlechten“ Kaiser wandelte, weil er wahnsinnig wurde, wie es das weit verbreitetete populäre Bild des Kaisers nahelegt, sondern sich eher die Rahmenbedingungen seiner Herschaft änderten, während er selbst seinen Regierungsstil beibehielt.

Zuletzt geändert: 01.08.2016