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Zwischen Grausamkeit und Idylle

Soldatenbilder aus drei Jahrhunderten zeigen in einer Ingolstädter Ausstellung, wie sich die Sicht auf das Kriegshandwerk verändert hat.

von Christiane Schlüter

Feuertod für Brandstifter: Der Rest der Truppe muss zuschauen. Gemälde um 1650. | Bild: Gert Schmidbauer

Rauchsäulen über Städten. Menschen, die einander niedermetzeln … Nein, es sind keine Fotos aus der Ukraine, die das Bayerische Armeemuseum Ingolstadt jetzt zeigt. Es handelt sich um Motive von Militär und Krieg aus älteren Zeiten. „Soldatenbilder 1650 – 1820“ ist die Ausstellung überschrieben, für die Kurator Daniel Hohrath aus dem Museumsdepot geholt hat, was oft unbeachtet bleibt: Porträts von adligen Offizieren in Uniform, wie diese sich selbst sehen wollten. Herrscher als Schlachtenlenker für Ratsstuben und Schlossräume. Lebensgroße Soldaten, auf Holz gemalt – die konnten Adlige mit wenig Geld sich als Kulissenfiguren ans Tor stellen, um Wachpersonal zu sparen. Daneben Bilder des Kriegs, idealtypische Szenerien.

Wilde Reiterkämpfe und friedliche Impressionen des Kriegsalltags

Kulissenfigur aus Bayern um 1725. | Bild: Gert Schmidbauer

Ziel solcher Gemälde war nicht die aktuelle Berichterstattung. Neben wilden Reiterkämpfen gibt es friedliche Impressionen des Kriegsalltags. Eine Ansicht der Belagerung des italienischen Carmagnola 1691 etwa zeigt rastende Soldaten im Vordergrund. Weit hinten erhebt sich eine Festungsstadt, die aber nichts mit der realen Stadt zu tun hat.

Verharmlosend ging es vor 1800 nicht zu. „Die Schrecken des Krieges“ werden auf dem gleichnamigen Bild von 1650 ungeschminkt gezeigt (siehe Gemälde oben). „Erst seit dem 19. Jahrhundert wird alles schöner, sauberer, ist der Krieg moralisch aufgewertet und immer nur Akt der Verteidigung“, sagt Kurator Hohrath. Man kennt das.

Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt, bis 31. Dezember 2024, → www.armeemuseum.de

 

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