G/GESCHICHTE Dezember 2010

Heiliges Rom, Sündiges Rom –
Die Päpste zwischen Reformation und Revolution

Liebe Leserinnen und Leser!

„Rom wollte immer herrschen“, notierte 1827 Heinrich Heine. Und auf die Kaiser folgten daher für den Düsseldorfer Spötter die Päpste. Tatsächlich regierten manche Renaissancepäpste wie Alexander VI. oder Julius II. – die Namenswahl gleicht einem Offenbarungseid – den Kirchenstaat wie weltliche Fürsten. Sie versuchten, ihre Feinde zu vernichten und das Territorium ihrer Herrschaft auszudehnen. Mehr Jünger Machiavellis als Nachfolger Petri, scheuten sie weder Intrige noch Krieg.

Doch als echte Kinder ihrer Epoche liebten die Renaissancepäpste auch über alle Maßen die Schönheit. Rom wetteiferte plötzlich mit den Kunstmetropolen Florenz und Venedig: Michelangelo warf mit kühnen Farben das Universum des Alten Testaments an die Decke der Sixtinischen Kapelle und Raffael sang in den päpstlichen Gemächern mit seiner „Schule von Athen“ das Hohelied auf die antike Philosophie.

Kein Projekt dieser Tage der Titanen aber war kühner als der Petersdom, die Mutter aller Kirchen. Der Rausch der Schönheit endete in einer Katastrophe. Verstrickt in die tödliche Unberechenbarkeit der italienischen Politik, hatte Clemens VII. auf den falschen Bündnispartner gesetzt – als Folge verwandelten 1527 deutsche Landsknechte Rom in ein Inferno. Die Feder, nicht das Schwert, ist die legitime Waffe der Kurie. Und so gelang es keinem Krieg, sondern einem Konzil, das Vordringen des Protestantismus in Europa zu stoppen.

In Trient unterwarf sich die katholische Kirche einer tiefen inneren Reformation: Zahlreiche Missstände wurden beseitigt und die Bedürfnisse der Gläubigen endlich wieder ernst genommen. Die religiöse Kunst wurde Instrument katholischer Propaganda. Mochte der protestantische Norden Kargheit predigen, in Rom feierte man seinen Glauben in den berauschenden Inszenierungen des Barock. Rom wollte wieder herrschen, diesmal mit der Macht der Bilder.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur G/GESCHICHTE

Renaissance Päpste

Schwerpunkt dieser Ausgabe

Ein Mönchlein kommt nach Babylon
Luthers Rombesuch

„Lasst uns das Papsttum genießen“
Der frische Wind der Renaissance

Der Machtmensch
Alexander VI.

Sacco di Roma
Deutsche Landsknechte öffnen die Tore der Hölle

Die Kurie schlägt zurück
Die Gegenreformation

Der Dogmatische
Pius V.

Krone aller Kirchen
Der Petersdom

Treffpunkt aller Laster
Von Kannibalen und Totschlägern

Der Bauherr
Urban VIII.

Engelsstimmen
Die Welt der Kastraten

Edle Größen
J. J. Winckelmann und die Entdeckung der Archäologie

Der Progressive
Benedikt XIV.

Römische Elegie
Poetischer Spätherbst am Vorabend der Französischen Revolution

Die Söldner des Papstes
Die Schweizergarde

 

Weitere Themen

Blickpunkt
50 Jahre „The Beatles“

Serie, Rätsel der Geschichte
Das Bernsteinzimmer: Ein Kunstwerk wird vermisst

Geschichte im Alltag
Das Puppentheater

Porträt
Kurt Tucholsky

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