G/GESCHICHTE März 2024

Die Tudors –
Von Heinrich VIII. zu Elisabeth I.

Liebe Leserin, lieber Leser,

einen Brexit gab es nicht nur 2020, sondern schon 1534. Damals erfolgte der „British exit“ (britische Austritt) nicht aus einer Staatengemeinschaft, sondern aus einer viel älteren und mächtigeren Organisation, der römisch-katholischen Kirche. Und es war streng genommen nur ein englischer Austritt, dafür aber mit großem langfristigen Erfolg: Die neu geschaffene anglikanische Kirche hat heute – auch dank des Kolonialismus – weltweit mehr als 80 Millionen Anhänger.

Das ist umso erstaunlicher, als der Ursprung dieser Konfession so gar nichts Heiliges oder Heldenhaftes an sich hat: Der König will eine neue Frau, und weil der Papst das nicht genehmigt, ordnet er eine neue Kirche an – mit sich selbst als Oberhaupt. Taugt so etwas Profanes für einen Gründungsmythos? Denken Sie zum Vergleich etwa an den Beginn des Protestantismus in Deutschland mit Luthers Thesenanschlag in Wittenberg 1517 und seinem Ausspruch vor dem Reichstag in Worms: „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ Auch wenn Letzteres nur Legende ist, sind es doch bildstarke, beeindruckende Anekdoten.

Dass die anglikanische Kirche sich durchsetzt, war denn auch lange Zeit alles andere als klar. Es rollten viele Köpfe und brannten viele Scheiterhaufen, bis sie sich etablierte. Wie Sie in dem Heft lesen können, gab es unter den Tudor-Herrschern von Heinrich VIII. über Maria I. bis Elisabeth I. wohl kaum einen gefährlicheren zivilen Beruf, als Geistlicher zu sein.

Ihr

Dr. Christian Pantle
Chefredakteur

Themen dieser Ausgabe

Schlacht von Bosworth
1485 erobert Heinrich Tudor alias Heinrich VII. den Thron

Die Rosenkriege
Von 1455 bis 1485 dauert der Bürgerkrieg um Englands Krone

Der erste Tudor: Heinrich VII.
Rebellionen gefährden seine Herrschaft, aber er setzt sich durch – bis ihm das Schicksal mitspielt

Elisabeth von York
Sie ist Heinrichs wichtigster Trumpf

Der Tyrann: Heinrich VIII.
England jubelt 1509: Der neue König ist klug und belesen. Doch er hat eine verflucht dunkle Seite

Heinrichs sechs Ehefrauen
Geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt“

Hoffnungsträger: Eduard VI.
Ab 1547 soll der Junge das Haus Tudor in eine leuchtende Zukunft führen. Dann erkrankt er

Englands neuer Glaube
Bis sich die anglikanische Kirche 1563 endgültig etabliert, werden viele Geistliche hingerichtet

Neun-Tage-Königin: Jane Grey
Sie liebt den Philosophen Platon, was ihr auf dem Thron wenig hilft

„Bloody Mary“: Maria I.
Die Katholikin ist Englands erste gekrönte Herrscherin und keine Freundin von Protestanten

Philipp II. von Spanien
Marias Gatte verfolgt nach der Heirat 1554 eigene Interessen

Die Mächtige: Elisabeth I.
Sie legt ab 1558 die Fundamente des künftigen Weltreichs

Elisabethanisches Zeitalter
Die Königin prägt eine kulturelle Ära. Shakespeare macht Karriere

Mediales Nachleben
Die Familiensaga in Theater, Fernsehen und Kino

Weitere Themen

Blickpunkt: Kaufhäuser ​
Aufstieg und Fall der Konsumtempel

Serie: Gefährliche Liebschaften
Woody Allen und Mia Farrow

Geschichte im Alltag
Synchronsprecher

Porträt
Charles de Foucauld