Kriege werden heute immer öfter mit dem Schutz fremder Menschen legitimiert. Die Rechtfertigung kursiert länger als allgemein bekannt ist.
von Michael Feldhoff
Seit Jahren werben besonders westliche Staaten für humanitäre Interventionen: Im Falle grober Menschenrechtsverstöße soll es erlaubt sein, militärisch in einem Land eingreifen zu können – auch gegen den Willen der dortigen Regierung. Dass militärische Angriffe schon vor vier Jahrhunderten mit humanitären Gründen gerechtfertigt wurden, beschreibt der Marburger Historiker Julian Katz in seiner preisgekrönten Studie „Kriegslegitimation in der Frühen Neuzeit“ (De Gruyter, 2021).
Einsatz für fremde Untertanen
Er hat dazu den Englisch-Spanischen Krieg von 1585 bis 1604 untersucht, bei dem beide Seiten angaben, fremde Untertanen schützen zu müssen. So wollte Elisabeth I. aufständischen Niederländern gegen die spanischen Unterdrücker beispringen. Und Spaniens König Philipp II. rechtfertigte seinen Feldzug gegen Großbritannien mit dem Schutz katholischer Glaubensgenossen in England und Irland. Gleichwohl waren humanitäre Argumente damals nicht zentral – anders als heute, wenn man etwa an die Nato-Intervention von 1999 in Jugoslawien denkt.
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