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Schwarzes Wunderkind

Der neue Film „Chevalier“ erzählt das kaum bekannte Leben des Komponisten und Geigers Joseph Bologne. 

von Sonja Nowack

Joseph Bologne (Kelvin Harrison Jr.) ist ein Virtuose an der Geige. | Bild: Disney

Das hat Mozart nicht erwartet. Da gibt er ein Konzert vor der High Society Frankreichs – und dann stiehlt ihm ein gut situierter Schwarzer die Show. Der forsche junge Mann möchte mitspielen, betritt die Bühne – und es folgt eine Art Battle-Rap des 18. Jahrhunderts: Mozart und der Neuling liefern sich ein spektakuläres Musik-Duell, das der unbekannte Geiger gewinnt. Eine Sensation! Der Name des Virtuosen: Joseph Bologne, Chevalier (Ritter) de Saint-Georges.

Die fiktive Eröffnungsszene des Dramas „Chevalier“ ist vielversprechend. Hier wie im Rest des Films tritt der attraktive, charmante Bologne, gespielt von Kelvin Harrison Jr., (fast schon zu) selbstbewusst auf. Sein Ziel: Musikalischer Direktor der Pariser Oper werden. Der Weg dorthin ist steinig, eine Liebelei und der Rassismus der besseren Gesellschaft werden ihm zum Verhängnis.

Längst überfälliges Biopic

Das Filmplakat zu „Chevalier“. | Bild: Disney

Ein Biopic über Bologne ist überfällig – G/GESCHICHTE-Leser kennen ihn von Heft 12/2022 (Porträt ab Seite 74) als „Der schwarze Mozart“, der vom Sohn einer Sklavin zum Komponisten und Offizier in der Französischen Revolution aufsteigt. Leider orientiert sich der Film nur lose am Leben des Ausnahmetalents – teils unterhaltsam, teils plätschert der Streifen so dahin. Misslungen ist das völlig überzogene Finale.

Abrufbar auf Disney +, 107 Min.