G/GESCHICHTE Februar 2013

Gladiatoren – Kampf der Titanen

Liebe Leserinnen und Leser!

Wie hätten Sie gerne Ihre Freizeit als Römer verbracht? Vielleicht ein belebendes Bad in der Caracalla-Therme, einer Marmorkathedrale für den Körper? Oder wie wäre es mit dem Besuch im Theater? Zugegeben, die Stücke sind etwas ordinär und zuweilen recht freizügig, doch Unterhaltung ist garantiert. Und für alle Sportfans gibt es dann noch die Wagenrennen im Circus Maximus. Aber was ist mit dem Amphitheater? Männer im Kampf gegen exotische Bestien vom Rande der Welt, Hinrichtungen als mythologisches Spektakel und dann als Höhepunkt die tödlichen Duelle der Gladiatoren. Vermutlich würden sich die meisten von Ihnen weigern, das Kolosseum, diesen „Schlachthof für Menschen“, zu betreten.

Hingegen hätte kaum ein Römer eine der begehrten Eintrittsmarken für das Amphitheater abgelehnt. Die Gladiatoren waren die Götter der kleinen Leute und leere Ränge kannte das Kolosseum nur während der Hinrichtungen am Mittag, sie waren nicht ganz so populär. Und nicht nur der Pöbel war von den Kämpfen fasziniert, auch angesehen Bürger, Ritter und Senatoren, zuweilen gebildete und belesene Männer wie Cicero oder Seneca besuchten die Spiele.

Es ist bequem, dieses Phänomen mit einer römischen Neigung zu Sadismus und Dekadenz zu erklären. Aber hinter dem Faszinosum der Spiele stand viel mehr. Rom war als Republik gegründet worden, Rom war als Republik zu Herrin der Welt aufgestiegen, doch seitdem Kaiser auf dem Palatin residierten, hatten Senat und Volk von Rom ihren politischen Einfluss weitgehend verloren. Im Amphitheater beugte sich der Kaiser dem Urteil der Massen – für wenige, erregende Stunden war das römische Volk wieder Herrscher. Neben dieser politischen Dimension erfüllten die Kämpfe nach der Ansicht vieler Römer zudem eine pädagogische Aufgabe. Cicero bemerkte: „Welcher auch nur mittelmäßige Gladiator hat je gestöhnt oder je sein Gesicht verzogen? Welcher hat sich je schimpflich betragen, im Sterben oder im Fallen?“ Die Gladiatoren demonstrierten Tapferkeit und eine stoische Gelassenheit im Angesicht des Todes. Und damit verkörperten ausgerechnet diese Ausgestoßenen die höchste aller männlichen Tugenden virtus.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur G/GESCHICHTE

Schwerpunkt dieser Ausgabe

Tod am Nachmittag
Die Spiele im Kolosseum

Fürsorge und Vergnügen
Die Aufgabe der römischen Kaiser

Wer hat’s erfunden?
Sakrale Ursprünge der Gladiatorenkämpfe

Harte Schule
Wie wird man Gladiator?

Commudus
Ein Kaiser möchte Herkules sein

„Gebt Gummi Männer“
Besuch im Trierer Ausbildungscamp

Kolosseum
Roms Weltwunder

Tödliche Wasserspiele
Naumachie

Rivalen der Rennbahn
Die wahren Ben Hurs

Nero
Kaiser und Wagenlenker

Jugendgefährdend!
Athleten aus Griechenland

Stadt der 1000 Vergnügen
Römische Attraktionen

Fromme Spielverderber
Christen vs Gladiatoren

„Blut und Sand“
Vorhang auf für die Gladiatoren aus Hollywood

 

Weitere Themen

Blickpunkt
CSI: Medici – Krankheit und Mord unter den Paten von Florenz

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Porträt
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