G/GESCHICHTE Juni 2019

Pompeji – Das Leben vor der Katastrophe

Liebe Leserin, lieber Leser

Inkompetenz, Korruption und Verfall — noch vor wenigen Jahren galt Pompeji geradezu als Sinnbild dafür. Viele Gebäude befanden sich in so katastrophalem Zustand, dass sie nicht mehr betreten werden durften. Weltberühmte Darstellungen wie der schwarze Wachhund mit der Warnung „Cave canem“ („Vorsicht vor dem Hund!“) verblassten zusehends. Das änderte sich ab 2013, als umfassende Restaurierungsarbeiten starteten. Für dieses sogenannte Große Projekt Pompeji stellten EU-Kommission und italienische Regierung 105 Millionen Euro bereit – viel Geld, das diesmal gut angelegt wurde, trotz der Machenschaften der lokalen Mafia, von denen immer wieder zu hören ist.

Die ruinierte Ruinenstadt hat seitdem zu neuem Glanz gefunden. Im Zuge des Projekts wurden unter anderem 32 Gebäude instand gesetzt und 17 777 Quadratmeter bemalte Oberflächen restauriert. Auch der schwarze Wachhund auf dem Bodenmosaik an der Türpforte fletscht wieder seine Zähne. Als Besucher kann man nun durch fast alle Straßen flanieren und wie durch eine Zeitmaschine ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich das Leben vor 2000 Jahren dort abgespielt haben mag.

Auch die Wissenschaft profitiert von dem Großen Projekt Pompeji, das bis Ende 2018 lief. Acht neue Grabungsflächen haben die Archäologen seit dem Projektbeginn eröffnet und eine Fülle an neuen Detailerkenntnissen erworben. Es ist daher kein Zufall, dass in den vergangenen Jahren gleich mehrere spannende Bücher und Publikationen über Pompeji herauskamen. Wohl nirgendwo sonst ist die Antike lebendiger als dort.

Ihr

Christian Pantle
Chefredakteur

Themen dieser Ausgabe

Der Tod kommt von oben
Wie die Menschen den Ausbruch des Vesuvs erleben

Alles begann mit Herkules
Zeitreise durch die Stadtgeschichte

Der letzte Wahlkampf
Anders als in Rom ist in Pompeji die Republik noch lebendig 

Gentrifizierung in der Antike
So lebten die Reichen Pompejis 

An jeder Ecke was zu futtern
Fressmeile Pompeji

„Wer hat schon Lust sich zu übergeben?“
Interview zur römischen Küche

Fließendes Wasser für alle
Vom Aquädukt zum Brunnen

Gladiatoren
Die Stars der Arena 

Mysterienvilla
Abbilder eines geheimen Kults?

Isis-Kult
Erlösung aus dem fernen Ägypten 

Erotik vor 2000 Jahren
So standen die Römer zum Thema Sex

Graffiti
Was die Einwohner Pompejis an ihren Wänden hinterließen

Grabungsgeschichte
Phönix aus der Asche

 

Weitere Themen

Blickpunkt
Isolierte Völker – Fragile Kulturen

Serie: „Traumstraßen der Welt“
North Coast 500 – Die schottische Route 66

Geschichte im Alltag
Walkman – Gettoblaster für die Hand

Porträt
„Schand-Luise“ – Queen Victorias verstoßene Schwiegermutter