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Spöttische Oper

Laufen wie die Römer

Zusammen mit rund 20 anderen Teilnehmern begibt sich Marcus Resch sich auf die Spuren der römischen Legionäre. 140 Kilometer wollen sie zurücklegen. Warum sie sich das antun

Römische Soldaten

Römische Soldaten, Stich aus dem 17. Jahrhundert. | © Rijksmuseum Amsterdam

 

G/GESCHICHTE: Herr Resch, warum tut man sich das an, 140 Kilometer zu laufen?

MARCUS RESCH: Das ist eine gute Frage. Von Haus aus bin ich Geologe, beschäftige mich sonst eher mit Dinosauriern. Aber die Geschichte, die hat es mir auch schon immer angetan. Nur, dass es heute immer schwieriger wird, die auch zu vermitteln. Wir wollten etwas machen, was nicht alle Römergruppen machen. Also 50 n. Chr. und so weiter. Die Zeit des Carcalla-Feldzugs, also um 200 n. Chr., war eine ganz andere. Alles war in Bewegung. Die Ausrüstung war auf einem ganz anderen Standard. Auch medizinisch. Erst 1866 erreichte die Medizin etwa in hygienischer Sicht wieder römischen Standard. Die Römer kannten zum Beispiel auch schon Betäubungen mit Opium. Gut, das werden wir auf unserem Marsch wohl nicht nachvollziehen, aber sonst wollen wir alles so realistisch wie möglich gestalten. Wir sind kein Römerclub, der abends besoffen vor den Zelten liegt.

Was sind das für Leute, die bei so einem Gewaltmarsch mitmachen?
Wir haben einen ganz bunten Schnitt. Schüler, Studenten, Akademiker. Nur keine Rentner, was sehr ungewöhnlich ist, weil sich viele ihre Ausrüstung erst dann leisten können. Wir machen aber viel selbst. Wir sind etwa zwanzig Leute, die mitlaufen. Beim Carcalla-Feldzug dürften es etwa 6.000 Soldaten und 2.000 im Tross gewesen sein.

Wie bereiten Sie sich auf diesen Marsch vor? Ziehen Sie Wissenschaftler zurate?
Alles, was wir in dieser Hinsicht tun können, machen wir auch. Wir bekommen sehr viel Input von der aktuellen Forschung, der uns auf den neuesten Forschungsstand bringt. Danach ändern wir zum Beispiel unsere Gewandung oder schweißen unser Kochgeschirr selbst. Den Leuten, die mitlaufen, sagen wir, dass sie im Vorfeld viel laufen, viel schwimmen sollen. Eben alles, was körperlich fordert. Man darf nicht einfach umkippen, wenn man mal eben einen Berg hochläuft. Am vergangenen Wochenende haben wir zum Beispiel einen Probemarsch gemacht. Mitten durch die Schwäbische Alb, bergauf und bergab bei strömendem Regen. Da merkt man schnell, ob man die richtigen Sandalen, den richtigen Mantel hat. Die Nacht haben wir im Regen verbracht. Wir wissen, dass die Römer auch nicht immer ihre Zelte aufgebaut haben, wenn es eng wurde. Dass das nicht immer schön ist, ist klar. Wir haben auch gemerkt, wie schwer unserer Tonschüsselchen sind. Jetzt überlegen wir, unsere Ausrüstung von 40 auf 30 Kilo zu reduzieren.

Wie viel Kilogramm schleppte denn so ein römischer Soldat mit sich herum?
Die Angaben dazu sind sehr unterschiedlich. Allein mit Kettenhemd und Schwert dürften es an die 25 Kilo gewesen sein. Dann kam noch das Essen dazu. Vielleicht gab es auch so etwas wie Lastkarren. Aber wie gesagt, das weiß man nicht genau. Es gibt erschreckend wenige historische Dokumente dazu.

Interview: Christine Richter

 

 

 

Zuletzt geändert: 02.06.2015

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